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Waren wir nur einen Tag mit den Lamas unterwegs? Ich glaube es kaum. Es war so eine ereignisreiche, entspannende Wanderung! Die gelassenen Tiere, die Ruhe der Eifel – das war etwas ganz Besonderes! Lange werde ich an diesen glücklichen Tag denken.

Erst heute morgen kam ich noch etwas müde an der Weide bei der Burg Schönecken an. Doch beim Anblick der knuffigen Lamas war ich hellwach. Sind die süß! Ein schokoladenbraunes Tier schaute mich freundlich mit seinen großen Augen an. Ich weiß noch genau, wie mir die langen Wimpern auffielen. Es trug schon sein Halfter für die Wanderung. „Das ist Luca“, erzählte mir später unser Guide. Auch Luiz, Bingo und Arkan sollten mit auf Tour gehen. Sie alle haben ein langes wuscheliges Fell und witzige bananenförmig gebogene Ohren.

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Das Lama Luca

Auf die Lama Wanderung durch die Schönecker Schweiz war ich sehr gespannt: Würde ich es schaffen, eins der wolligen Tiere zu führen? Sind 7 Stunden nicht zu lang? Doch die kurze Einleitung von Julietta, der Leiterin unserer Wanderung, beruhigte mich. Mit ihrer lockeren und freundlichen Art erklärte sie uns kurz, worauf es beim Führen eines Lamas ankommt. Für jede meiner Unsicherheiten war sie offen, mochte mir meine Frage auch noch so dämlich erscheinen. Aber durch ihre klaren und wohl gewählten Worte merkte ich schnell: 3 oder 4 Grundregeln beachten – das ist wichtig, aber viel komplizierter ist es nicht. Ich war beruhigt.

Schon ging es los. Ich sollte meine Wanderung mit Luca verbringen, der mich vorhin so vorsichtig-neugierig angeschaut hatte. Wir verließen die Weide im Gänsemarsch. Die kurze Strecke zur Burg Schönecken konzentrierte ich mich voll und ganz auf Luca, der mir an der Leine folgte. Spannte sich der Strick auch nicht? War Luca aufmerksam? Ich versuchte, mich irgendwie auf ihn „einzugrooven“ – wie auch immer das funktionieren sollte.

Schnell waren wir an der Burg angekommen. Was für ein Blick über die Schönecker Schweiz! Da sind das Tal der Nims und der Ort Schönecken zu sehen. Bald liefen wir weiter. Unsere Wanderung führte uns in das schmale Tälchen vom Altburger Bach. Beim Abstieg konnte ich mich immer mehr auf Luca einlassen. Am Talgrund hatte ich das Gefühl, langsam einen Draht zu ihm zu kriegen. Er folgte mir nun willig und wir wurden immer mehr ein Team.

Eine Lama Wanderung in der Eifel macht schlau

Nun nahm ich auch die idyllische Natur im Talgrund wahr: erhabene Buchen, das Zwitschern der Buchfinken, die würzige Waldluft. „Wie schön es in der Eifel ist!“ dachte ich. Mit einem Mal blieben Lamas und Menschen vor mir stehen, denn unsere Leiterin an der Spitze der Karawane hatte angehalten. Sie zeigte auf eine lila blühende Blume am Boden: „Das ist eine Küchenschelle, eine der vielen Pflanzen, die außerhalb der Eifel ganz selten zu sehen sind. Aber hier gibt es sie noch.“ Was für eine schöne Pflanze! Ohne den Hinweis von Julietta hätte ich sie glatt übersehen. Durch ihre Erfahrung wird die Wanderung nicht nur entspannend und sicher, sondern auch noch lehrreich.

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Die seltene Küchenschelle

Da wir schon mal standen, machten wir ein paar Fotos. Bei einer Wanderung mit Lamas gibt es nur zwei Tempi: Gehen oder stehen. Herumschlendern wie bei einem Einkaufsbummel geht nicht, denn damit kommen die Tiere nicht klar. Also gingen wir recht langsam, aber beständig durch die Schönecker Schweiz.

Durch das langsame Tempo konnte ich mich gut auf das Idyll um mich herum einlassen. Ich bestaunte die Felsen über dem Altburger Bach. Wenn uns unsere Wanderung aus dem Tälchen herausführte, genoss ich die Aussichten über den Nationalpark Eifel. Zwischen dem beherzten, freudigen Zwitschern der vielen Buchfinken nahm ich nun auch die leiseren Meisen wahr.

Ich bemerkte Knoblauchgeruch – mitten im Wald! „Der kommt vom Bärlauch“, klärte Julietta auf. „Bis er blüht kann man die Blätter pflücken und ihn zum Kochen verwenden, z.B. für Pesto. Ihr müsst aber aufpassen, dass ihr ihn nicht mit den giftigen Maiglöckchen verwechselt. Nächstes Wochenende könnt ihr mit den eifelnomaden und den Lamas eine Bärlauch Wanderung  machen.“

Wir gingen weiter. Später entdeckte ich ein kleines baumartiges Gewächs mit rosa Blüten. So etwas hatte ich noch nie gesehen! Auch hier konnte Julietta mit ihrem Wissensschatz weiterhelfen: „Seidelbast ist das.“ Noch so eine außergewöhnliche Pflanze! ‚ Die Eifel ist doch zu Recht ein Nationalpark. So viel tolle Natur!‘ dachte ich.

Keine Wanderung ohne Picknick-Pause!

Schließlich kündigte Julietta eine Wanderpause an. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Über dem Führen von Luca und den kleinen Natursensationen hatte ich die Zeit völlig vergessen. Prompt merkte ich, dass ich etwas erschöpft war und freute mich auf die Pause.

Auf einer großen Lichtung war es soweit. Sie war recht groß und zog sich in weitem Bogen sanft den Hang hinauf. Was für ein toller Pausenplatz! Wir banden die Lamas an einem Hochsitz am Rand der Freifläche fest. Hungrig von der Wanderung begannen die Tiere sofort, das Gras abzurupfen und kauten genüsslich darauf herum. Fressen und Wandern, das sind wohl ihre Lieblingsbeschäftigungen, dachte ich schmunzelnd.

Mit etwas Abstand zu den Lamas setzten wir uns mitten ins Gras. Alle packten ihre mitgebrachten Vorratsdosen mit dem Fingerfood aus und stellten sie in die Mitte. Weil jede Person andere Ideen für das Picknick hatte, bekamen wir ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Mahl zusammen. Knackiges Gemüse, frisches selbstgebackenes Brot, Wurst vom Eifel Metzger und kleine Leckereien zum Nachtisch – an alles war gedacht. Bald waren wir satt und plauschten noch ein Weilchen weiter. Auch Luca, Luiz, Bingo und Arkan hatten genug gefressen und saßen mittlerweile auf der Wiese. Sie waren eifrig am Wiederkäuen und schauten uns mit ihren dunklen Augen erwartungsvoll an. Was denken wohl die Lamas über die Wanderung? fragte ich mich im Stillen.

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Inniger Blick zwischen Lama und Mensch

Ich freute mich auf die weitere Wanderung mit Luca. Im Laufe der Zeit fühlte ich mich ihm sehr verbunden. Ich empfand sogar so etwas wie eine zaghafte Freundschaft mit ihm. Bevor wir losliefen, stand er mir ganz dicht gegenüber. Unsere Nasen berührten sich fast und er schaute mich geradezu gütig an. Seitdem ging er ganz nah hinter mir und ich spürte förmlich seinen Kopf über meiner Schulter schweben. Beim Gehen konzentrierte ich mich auf das beständige, langsame Lamatempo. Ich dachte an Luca hinter mir, genoss unsere Verbundenheit und hörte sein gelegentliches Schnaufen und Brummen. Laufen, Lama, lauschen – Laufen, Lama, lauschen. Das hatte fast etwas Meditatives.

Eine wunderschöne Eifel Wanderung geht zu Ende

„Jetzt verlassen wir den Altburger Bach endgültig und steigen wieder zur Burg Schönecken auf. Es ist nicht mehr weit, dann sind wir wieder an der Weide.“ Mit diesen Worten riss mich Julietta aus meinen Gedanken. Was – die Wanderung ist schon zu Ende? Wie schade! Ich habe die tiefe Entspannung, die friedliche Natur und die Freundschaft mit Luca so genossen!

Prompt resümiere ich: Was für ein Tag! Ich habe mich in die gelassenen und wirklich knuffigen Lamas verliebt. Ich habe die stille Natur der Eifel entdeckt. Ich habe seltene Pflanzen kennengelernt und tolle Ausblicke über die Schönecker Schweiz genossen. Es war nur eine 7-Stunden-Wanderung, aber mir kommt es vor, als wäre ich eine Woche im Urlaub gewesen.

Dabei war die Vorbereitung so einfach: Mit einem kurzen Mailkontakt war mit den unkomplizierten eifelnomaden schnell ein Termin gefunden. Heute früh brauchte ich nur ein bisschen Fingerfood und eine Trinkflasche mit Wasser einzupacken, meine Wanderschuhe und wetterfeste Kleidung anzuziehen. Schon konnte ich losfahren.

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Glückliche Lama am Ende eines schönen Wandertages

Ich war fit genug für die Wanderung – anfangs habe ich mich gefragt, ob nicht eine kürzere Lama Wanderung besser gewesen wäre. Aber meine regelmäßigen Spaziergänge und Tageswanderungen reichten als Grundlage aus. In den Händen der eifelnomaden fühlte ich mich absolut gut aufgehoben. Ihre unkomplizierte Organisation, die lockere Art und ihre Erfahrung gaben mir eine entspannende Sicherheit. Ihr Wissen über die Pflanzen und Tiere der Eifel haben die Wanderung wirklich bereichert.

Schnell erreichten wir nach dem leichten Aufstieg die Schönecker Burg. Ein letztes Mal blickten wir über das Tal der Nims, über Schönecken und seine Schweiz. Wir gingen das kurze Stück zur Weide und brachten die fluffigen Lamas zu ihrem Stall. Jetzt war die Wanderung endgültig zu Ende und unweigerlich musste ich mich nun von meinem Luca verabschieden. Ein letztes Mal streichelte ich ihm vorsichtig den Hals. Ein letztes Mal standen wir Nase an Nase und schauten uns direkt ins Gesicht. Schließlich riss ich mich los und ging wehmütig davon. Wohl wissend, dass es Unsinn ist, konnte ich nicht anders: Ich drehte mich noch einmal um und winkte Luca zu.

Du willst wissen, wie die Lamas in die Eifel kamen? Hier erfährst du, wie alles angefangen hat.