Das Geheimnis vom Eifelgold und wie wir uns auf einmal im Auenland befunden haben
Im Mai war ich zu einem Eifel Trekking mit Zeltübernachtungen und in Begleitung friedlicher Lamas unterwegs. Lest, wie entspannt und doch abenteuerlich man in der Eifel unterwegs sein kann.
Eifel Trekking Tag 1: In der Schönecker Schweiz unterwegs
Am Donnerstag findet sich die Gruppe zum Beginn des viertägigen Lamatrekkings in Schönecken etwas südlich von Prüm ein. Schon auf den ersten Blick bei Ankunft an der Lamaweide gerate ich ins Staunen. Denn das Wahrzeichen von Schönecken – die mächtige Ruine einer Höhenburg aus dem 12 Jh. mit ihren zwei schlanken Türmen – ragt gleich hinter der Lamaweide empor.
Am Stall angekommen werden alle herzlichst vom Team und den Lamas begrüßt. Julietta, die uns in den kommenden Tagen gemeinsam mit Muri und Ibrahim begleiten wird, erklärt in aller Ruhe, was beim Führen der Lamas wichtig ist, und beantwortet unsere vielen Fragen mit professioneller Gelassenheit.
Die Vorfreude steigt! Aber erst einmal gibt es noch einen Tee, zubereitet von Ibrahim und Muri auf offenem Feuer. Das perfekte Getränk, um die erste Wanderung mit Muri und den Lamas der eifelnomaden zu starten. Heute geht es ganz gemütlich für ein paar Stunden in das Naturschutzgebiet Schönecker Schweiz, an dessen Rand die Lamaweide liegt. Wir steigen ins Altburgtal hinab und lernen, wie man so ein Lama über Stock und Stein führt.
Das Team heizt derweil den Grill für ein zünftiges Abendessen mit Lamaspirit auf der Weide an. Im Anschluss an diese erste Wanderung unseres Eifel Trekking lassen wir den Abend in gemütlicher Runde mit leckeren selbstgemachten Salaten und Gegrilltem ausklingen.
Eifel Trekking Tag 2: Von der Kalkeifel in die Vulkaneifel
Der kommende Morgen beginnt für uns bereits um 6 Uhr! Denn Xenia, eine weitere Teilnehmerin, und ich übernachten bei Julietta zu Hause und gehen ihr und dem Team natürlich zur Hand. Wir frühstücken und packen die letzten frischen Sachen, die wir auf den nächsten drei Trekkingtagen verputzen werden, zusammen. Mit Sack und Pack fahren wir anschließend gemeinsam zu den Lamas.
Bevor unsere Mitwanderinnen eintreffen, muss bei aller Euphorie für unser Eifel Trekking der ganze normale Lama-Alltag bestritten werden. Dazu gehören das „Abkötteln“ der Weide und die Versorgung der Tiere mit Heu und Mineralfutter. Nachdem das geschafft ist, kommen auch schon die anderen Wanderer.
Nach gemeinsamem Aufsatteln der Lamas verlassen wir die Weide Richtung Altburger Bach und gelangen – nach einem ersten Anstieg – auf die Hochebene „Op Ischt“. Die Stimmung ist trotz leichtem Regen gut und wir grooven uns mit den Lamas ein. Beidseits der schmalen Wege begleiten uns Unmengen von Scharfgarbe und Wildkräutern. Nur zu gerne würden die Lamas hier und da naschen. Doch wenn wir das Tagesprogramm unseres Eifel Trekkings – immerhin etwa 20 Kilometer – schaffen wollen, können wir nicht an jedem Grashalm anhalten!
Unweit der kleinen Pilgerkapelle von Büdesheim passieren wir eine Weide mit sehr neugierigen Kühen. Vielleicht haben sie noch nie eine Gruppe so friedliebender Lamas gesehen? An der Pilgerkapelle legen wir unsere Mittagsrast ein, naschen Rohkost und lokale Eifler Spezialitäten. Gestärkt und inzwischen bei Sonnenschein laufen wir anschließend hinab nach Büdesheim und durch wogende Felder bis zum Oosbach.
Geeignete Wege für Lamas zu finden, gestaltet sich weniger einfacher als man glauben mag. Bei der Planung eines Trekkings in der Eifel und anderswo müssen viele Faktoren beachtet werden. Dörfer und belebte Straßen mögen die Lamas nicht so gerne. Auch asphaltierte Wege tun weder den weichen Sohlen der Lamas noch unseren eigenen Füßen auf Dauer gut. Zu schnell läuft man sich sonst müde.
Doch Julietta, Ibrahim und Muri sind Profis, wenn es darum geht, geeignete Wege für so ein Eifel Trekking zu finden. Die drei waren Tage und Wochen vorab unterwegs, um die Strecke genau zu planen. Unserer Wege sind nicht auf Wanderkarten oder Online-Karten zu finden. Unter anderem haben die drei vorab mit Bauern, Jägern und Heimatvereinen gesprochen und sich nach alten Routen erkundigt oder gefragt, ob wir hie und da über Privatgelände laufen dürfen.
Nach der Querung des Oosbachs quälen wir uns in der inzwischen brennenden Sonne eine steile Hügelkuppe – begleitet von Landmaschinen-Romantik – hinauf. Oben angekommen verschnaufen wir ein halbes Stündchen und genießen den weiten Blick über die hier sehr liebliche Eifellandschaft. Dann gilt es nochmal zwei Stunden durch den Buchenwald, entlang des Bachs, über Wiesen und Felder zu marschieren. Reichlich müde erreichen wir schließlich unser Camp für die nächsten zwei Nächte.
In Weiermühle angelangt tut sich ein kleines Paradies vor uns auf! An einem seerosenbestandenen Weiher, unter sattgrünen, schattigen Bäumen ist bereits alles für uns vorbereitet: Die Zelte sind aufgebaut, unter einem großen Pavillon mit Tischen und Stühlen locken kühle Getränke, Obst und Knabbereien. Vielen Dank an Ibrahim. Du bist ein echter Guide-Profi!
Eifel Trekking Tag 3: Vulkane und Maare rund um Steffeln
Nach einer gemütlichen Nacht im Zelt lassen wir den Samstag unseres Eifel Trekking ruhig angehen. Wir starten den dritten Tag unseres Trekkings in der Eifel mit einem ausgiebigen Frühstück. Julietta zaubert ein jemenitisches Gericht mit Foulbohnen und Tomaten (Können wir das bitte bei meinem nächsten Besuch wieder essen? Yummy!) und dazu gibt es klassisch Rührei.
Die heutige Lamawanderung führt uns erst einmal vorbei an einem Meer von Eifelgold – dem goldgelb blühenden Ginster, der weit über die Region hinaus als das Gold der Eifel bekannt ist. Weiter geht es über blumenbestandene Felder und sanft geschwungene Hügel, vorbei an Steffeln-Auel. Auf den Vulkaneifel-Pfaden erreichen wir pünktlich zur Mittagszeit die Wallfahrtskapelle hoch über Steffeln. Der Picknick-Platz gleich neben der Kapelle könnte nicht besser für eine Rast sein. Von hier aus können wir sogar die ca. 50 km entfernt Hohe Acht sehen.
Frisch gestärkt steigen wir über den alten Kreuzweg hinab nach Steffeln. Im Dorf angekommen, kommen wir schnell mit Ortsansässigen ins Gespräch. Das verdanken wir unseren Lamas, denn alle möchten wissen, was das für Tiere sind und wohin wir mit den Tieren ziehen. Staunend blicken sie uns nach, als wir mit den Lamas den steilen, in den Fels geschlagenen Treppenweg zur Kirche hinauflaufen. Die steht auf einem mächtigen, schwarzen Tufffelsen, der den gesamten Ort überragt. Hier sind wir mitten im Herz der nördlichen Vulkaneifel!
Was es mit den Vulkanen auf sich hat, erfahren wir kurz drauf im Steffelner Vulkangarten. Die Lamas schrecken weder der eindrucksvolle (längst erloschene) Vulkankrater noch die hier weidenden Ziegen ab. Ein kurzes Wegstück weiter erreichen wir den Steffelner Drees, an dem wir uns an dem natürlich sprudelnden, leicht nach Eisen schmeckenden Wasser laben.
Der munter vor sich hinplätschernde Bach, der von dieser Quelle gespeist wird, mündet wenig unterhalb in das Eichholzmaar. In dem kleinen, kreisrunden Maar haben sich seit der Renaturierung vor etwa 15 Jahren jede Menge seltener Wasservögel und Reptilien angesiedelt. Seerosen bedecken Teile der Wasseroberfläche, und überall summt und brummt es.
Hier, am nördlichsten Maar der Eifel, wollen wir ein Gruppenbild von unserem Eifel Trekking mit allen Lamas und Menschen machen. Gut, dass gerade andere Wanderer unterwegs sind, die uns helfen, das kleine Chaos aufs Bild zu bannen! Habt ihr schon mal versucht Lamas rückwärts in eine Reihe einzuparken? Es ist wahrlich nicht einfach und sorgt bei allen vor und hinter der Kamera für sehr, sehr viel Heiterkeit.
Der Tag voller traumhafter Landschaften und Einblicke in die Flora und Fauna der Vulkaneifel endet am Info-Zentrum neben dem Grabungsgelände des Archäologischen Fördervereins Duppach e.V. gleich oberhalb unseres Camps. Hier standen in römischer Zeit gewaltige Grabmäler, in geringer Entfernung zur damaligen Fernstraße Trier -Köln. Unsere rührigen Gastgeber aus Weiermühle haben entscheidend dazu beigetragen, dass diese Monumente untersucht und dokumentiert wurden.
Zurück am Camp lassen wir den Abend gemeinsam mit unseren Gastgebern gemütlich ausklingen. Sie stellen uns auf ihrem Privatgelände nicht nur den Zeltplatz mit der Grillhütte direkt am Weiher, sondern auch die Weide für die Lamas zur Verfügung. Sehr spät wird es heute trotzdem nicht, denn am morgigen Sonntag steht der etwa 25 Kilometer lange Rückweg nach Schönecken an!
Eifel Trekking Tag 4: Zurück in die Schönecker Schweiz
Oh nein, schon bricht der letzte Tag unseres Trekkings in der Eifel an! Die Lamas und wir sind gut eingelaufen, denn heute wird es kilometer- und höhenmetertechnisch noch einmal anspruchsvoll. Daher starten wir mit dem Satteln der Lamas früh am Tag.
Es hat gefroren – das Wetter in der Eifel hält auch Ende Mai durchaus noch Überraschungen bereit! Selbst den Lamas scheinen die Knie ein bisschen vor Kälte zu schlottern. So abwechslungsreich die Landschaft in der Eifel ist, so schnell ändert sich auch das Wetter. Gerade eben noch klirrende Kälte und im nächsten Augenblick schon herrlichster Sonnenschein. Wir brechen auf. Unser erstes Ziel am heutigen Trekkingtag ist der Duppacher Drees, wo wir das säuerliche, wohlschmeckende Quellwasser in unsere Wasserflaschen und Wasserbeutel füllen. Wie gut, dass die Lamas unsere Vorräte tragen!
Wie schon die Tage zuvor begleitet uns das tiefgelbe Eifelgold am Wegesrand. Vor uns erhebt sich der immerhin 662 Meter hohe Seimersberg. Über schmale, vielfach gewundene Wald- und Forstwege schrauben wir uns langsam den Berg hinauf. Trotz des kühlen Wetters geraten wir ganz schön ins Schwitzen! Doch dann ist der Scheitelpunkt erreicht und bald blicken wir hinunter nach Schwirzheim.
Pause muss auch mal sein, denken wir uns und suchen unterhalb von Schwirzheim nach einem schönen Platz. Der Ausblick ist traumhaft, die Stimmung gut und doch zieht der Wind durch Mark und Lamabein, so dass wir nur kurz verweilen und uns aufmachen zur letzten Teiletappe.
Vorbei am Flierbach treffen wir auf die Bundesstraße, die wir mit den Lamas überqueren müssen. Es führt kein Weg dran vorbei: Zu weit wäre die nächste Quer- oder Unterführung entfernt. Julietta und Muri erklären, wie man so eine Straße möglichst sicher überquert. Anders als die Lamas es mögen – sie laufen gern in einer Karawane hintereinander – stellen wir die Tiere nebeneinander auf, warten dann an dieser übersichtlichen Stelle auf eine autofreie Phase, und starten auf das Kommando von unseren Guides gleichzeitig, um die Straße alle parallel zu queren. Sehr aufregend, weil man in diesem Moment nicht trödeln darf. Obwohl die sensiblen Lamas unsere Nervosität spüren, bleiben sie ruhig und gelassen Also geschafft, Lama sei Dank!
Nun sind wir wieder in der kräuterreichen Kalkeifel unterwegs. Lichte Kiefern und die typische Vegetation der Kalkmagerrasen begleiten uns ab hier. Schmale, sanft geschwungene Feldwege durch weite Felder und Weiden führen uns Richtung Wallersheim. Mich erinnert die Gegend ungemein an das Auenland oder auch die schottischen Lowlands. Kurz hinter Wallersheim erklimmen wir einen langgestreckten Hügelzug und genießen fantastische Ausblicke in diese geradezu verwunschen wirkende Landschaft.
Dann tauchen wir nochmals in die lichten Buchenwälder der Schönecker Schweiz ein, um die berühmten Krausbuchen zu besuchen. Und wie sollte es anders sein, hält das Eifelwetter eine letzte Überraschung in Form eines heftigen Hagels für uns bereit. Die Lamas sind so verschreckt, dass wir sie gefühlt unter den Arm nehmen und in das nächste Waldstück flitzen. Den Wald erreicht, entspannen sich die Lamas sofort wieder. Und so können wir die seltsam verdrehten, von den Einheimischen auch „Hexenholz“ genannten Bäume in aller Ruhe bestaunen.
Endspurt, wir sind in Sichtweite der Weide. Au, wie sich die anderen Lamas freuen, als sie Luiz, Amur, Sonny, Luca und Arkan wiedersehen. Ganz freudig sind alle, laufen, springen und fegen über die Weide hin und her. Ein schönes Wiedersehen. Traurig nur, dass das Lama-Abenteuer mit den eifelnomaden schon wieder vorbei ist.